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AutorenbildVeronika Barczak

„Ich fühle mich nirgends zugehörig“

(nach Roland Kopp-Wichmann)


Menschen mit diesem Lebensthema fühlen sich häufig fehl am Platz, ziehen sich allgemein schnell zurück. Glauben, dass sie irgendwie anders seien als andere und deswegen eher stören oder eine Belastung sind.


Zugehörigkeit ist ein starker Motor für Handlungen. Jugendliche lassen sich tätowieren oder den Kopf kahl scheren. Der erste Schluck Alkohol, die ersten Drogen oder der Wunsch, einer Sekte anzugehören, entspringen diesem starken Drang nach Zugehörigkeit. Auch der Terrorist fühlt die Zugehörigkeit zu seiner Gruppe und ist bereit, sich im Sinne der Spielregel zu opfern.


Warum Zugehörigkeit so wichtig ist

Die Frage „Wer bin ich?“ ist heute noch bedeutsamer geworden als früher.

Denn das moderne Leben hat zur Folge, dass Gemeinschaft oft zersplittert in verschiedene Gruppen und unterschiedliche Rollen. Das Gleiche gilt für die Frage „Und wo gehöre ich hin?“, denn die Zugehörigkeit zu Gruppen und das Leben an mehreren Orten oder in fremden Ländern ist für viele Realität geworden.

Der Pychologe Heiner Keupp spricht von der „Patchwork-Identität“ des modernen Menschen, weil diese immer verbunden ist mit den jeweiligen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, die sich öfter ändern. Identität ist also ein nie endender Prozess.


Zugehörigkeit: Es gibt natürlich immer noch Menschen, die diese stark erleben, aber mehrheitlich entwickelt sich die Gesellschaft in eine Richtung, dass wir uns nicht mehr ein Leben lang mit einer bestimmten Rolle identifizieren. Wer mit 45 Jahren noch immer in seinem Heimatdorf lebt und den Beruf ausübt, den er mit 17 Jahren erlernte, spürt sicher eine starke Zugehörigkeit. Aber die meisten Menschen erleben diese dauerhafte Bindung zu etwas nicht mehr.

Hinzu kommt auch der schwindende Einfluss von Religion und Kirche, die früher eine starke Zugehörigkeit vermitteln konnten.

Das hat zwei Seiten. Einerseits das Versprechen vieler Wahlmöglichkeiten („Erfinde dich neu!“) andererseits eine gewisse Haltlosigkeit. Wenn alles möglich scheint, ist auch nichts wirklich aus sich heraus wichtig oder bedeutungsvoll.

Auch die kulturelle Identität, definiert durch das Herkunftsland, durch Sprache oder Religion, die ein Zugehörigkeitsgefühl vermittelte, löst sich durch Migration oft auf.


„Ich bin immer nur Zuschauer, nie Spieler.“

Zugehörigkeit ist ein menschliches Grundbedürfnis. Die meisten Menschen sehnen sich nach liebevollen Beziehungen, nach Gesellschaft und Kontakt, zu einer Familie oder auch zu Gruppen. Dazu gehört auch der Wunsch, am Leben anderer  teilzuhaben und etwas beitragen zu können.

Zugehörigkeit bietet die Chance, gesehen und bemerkt zu werden. Sie steigert das Selbstwertgefühl und gibt uns die Gewissheit, geschätzt und wichtig zu sein.


Grundlegend für den Ansatz ist das erkenntnistheoretische Konzept des Konstruktivismus. Dieses geht davon aus, dass Menschen mit ihren Wahrnehmungen die Welt nicht einfach „abbilden“ können, sondern sie erst „konstruieren“.

"Wir sehen die Dinge nicht, wie sie sind, wir sehen sie so, wie wir sind.” RKoppWichmann“

Konkret heisst das, wie wir es hinkriegen, under „Problem“ oder einen unangenehmen Zustand zu konstruieren. Das verwirrt manchen zuerst einmal, weil wir ja meist denken, dass Zustand oder Problem uns überfallen – wir sie auf jeden Fall nicht selbst herstellen.


Dennoch sind folgende Fragen oft erhellend:

  • „Wie kommen Sie darauf, dass Ihr ganzes Leben ein Misserfolg ist?“

  • „Wie stellen Sie das genau an, dass Sie sich oft so wenig selbstbewusst fühlen?“

  • „Was machen Sie mit Ihrer Zeit, dass Sie glauben, Sie hätten nicht genug davon?“

  • „Wie könnten Sie Ihre Partnerschaft noch schlechter machen?“

  • Würde Ihre beste Freundin auch sagen, dass Sie eine Versagerin sind? Warum nicht?“


Im Coaching geht es meist um das Bewusstmachen unbewusster Konflikte. Oft auch um das Verändern von Einstellungen, die man bisher als allein gültig, also als wahr, betrachtete oder erlebte.



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Gast
05. Nov.
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Wir müssen Menschen mögen.

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