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AutorenbildVeronika Barczak

Ich kann mich nicht entscheiden

Aktualisiert: 20. Okt.

Entscheidungen und das Problem, diese „richtig“ und rechtzeitig zu treffen, gehören zu den häufigsten Anliegen im Coaching. Doch betrachte ich dieses Problem mit Entscheidungen nicht als eine Schwäche des Klienten. Vielmehr ist es seine beste Strategie, um etwas Wichtiges zu vermeiden.


Aber was eigentlich?


Der Satz „Ich kann mich nicht entscheiden“, bedeutet ja erst einmal, dass man eine Wahl hat.

Und heute können wir soviel entscheiden wie nie zuvor. Es wirkt wie die grosse Freiheit.


In meinen Coachings frage ich nach biographisch interessanten Details.

Die ersten zehn bis zwölf Jahre sind für unsere Persönlichkeit die prägendsten. Das Land, der Ort, die Menschen, mit denen wir damals täglich zu tun hatten, sind unsere Welt. Wir lernen die Regeln, die offiziellen wie auch die nicht geschriebenen Vorschriften, wie man sich verhält.

Eine Phantasiereise ins Elternhaus kann hilfreich sein. Dabei kann der Klient, wie aus der Vogelperspektive beobachten, welche Regeln dort herrschten und wie bestimmte Situationen gehandhabt wurden:


Wie lebten die Eltern zusammen?

Waren Sie ein Paar oder eine Zweck- und Wohngemeinschaft?

  • Was ist der Sinn des Lebens?

    Womit sind die Eltern am meisten beschäftigt?

    Wofür wird am meisten Zeit, Geld und Energie aufgewendet?

  • Wie geht man mit Konflikten um?

    Wie machen das die Eltern? Wie laufen Streitereien zwischen den Geschwistern ab?

  • Wie wurde der Geburtstag des Kindes begangen?

    Wurde er gefeiert? Wie – und wie fühlte sich das Kind dabei?

  • Wie wurde mit Krankheit, Trennung und Tod umgegangen?

    Gab es Trost, Körperkontakt, Hoffnung?

  • Welchen Satz hätte das Kind gebraucht, den ihm ein liebevoller Erwachsener hätte sagen können?


Was hat das alles mit Entscheidungen zu tun?

Von Jesper Juul, dem dänischen Familientherapeuten stammt der Satz:

„Wer lernen soll, die richtigen Entscheidungen zu treffen, dem müssen die Eltern auch die Möglichkeit geben, sich falsch zu entscheiden.“

„Auf die Frage wie war das in Ihrer Familie mit Entscheidungen", wird des öfteren mit - „Entscheidungen gab es bei uns nicht, geantwortet. Nur Regeln und Normen. Was man tut und was man nicht tut. Alles wurde auch daraufhin abgeklopft, was die anderen Leute denken könnten."


Hier wird klar, dass der Klient kaum eine Möglichkeit hatte, zu lernen, wie man Konflikte regelt. Und Entscheidungen sind ja im Kern auch immer Konflikte. Konflikte, die man nicht mit anderen Menschen hat, sondern die in einem selbst ablaufen.


Wie in der Familie Konfliktkompetenz gefördert oder verhindert werden kann, darüber sagt Jesper Juul ein paar kluge Sachen:

  • Um Eigenverantwortung zu übernehmen, brauchen Kinder Übung und die Sicherheit, dass sie ihnen nicht negativ angerechnet wird.

  • Da ein Konflikt als eine Situation definiert ist, in der zwei Menschen etwas Unterschiedliches wollen, besteht mindestens die Hälfte der gemeinsamen Zeit von Kindern und Eltern aus Konflikten.

  • Verstecken Sie nicht alle Konflikte vor Ihrem Kind – lassen Sie es lieber an der Lösung teilhaben.

  • Die Qualitäten von Eltern bemessen sich nicht nach den Regeln, die sie ihren Kindern vorgeben, sondern nach der Art ihrer Reaktion, wenn diese Regeln gebrochen werden.


Doch warum sind Entscheidungen überhaupt manchmal schwierig?

Das Schwierige an Entscheidungen ist, dass wir vorher nicht wissen, was richtig ist und was aus unserer Entscheidung folgt. Dadurch entsteht eine Unsicherheit, oft auch Angst. Mit jeder Entscheidung, die wir treffen, eröffnen wir uns eine neue Möglichkeit, aber gleichzeitig wählen wir auch viele Möglichkeiten ab. Diese Angst, sich falsch zu entscheiden, bremst viele Menschen.

Deshalb erscheint es manchen Menschen sicherer, wichtigen Entscheidungen auzuweichen oder diese aufzuschieben. Man tröstet sich mit der Erkenntnis, man habe sich noch nicht entschieden, da die Optionen ja noch offen sind.

Doch sich nicht zu entscheiden, zieht uns unweigerlich in den Opfermodus. Statt selbst zu agieren, entscheiden die anderen oder die Umstände – und man kann nur noch reagieren.


Hinter dem „Ich kann mich nicht entscheiden“ steckt oft ein unbewusster Konflikt.

Im Coaching geht es darum herauszufinden, warum sich jemand so verhält wie er sich verhält. Also welcher unbewusste Konflikt hält ihn davon ab, wichtige anstehende Entscheidungen zu treffen.


Unbewusste Konflikte müssen emotional vom Klienten erlebt werden, damit er spürt, ob an Vermutungen etwas dran ist. Dafür ist es wichtig, dass der Klient achtsam wird. Denn im Alltagsbewusstsein denkt er nur über die Vermutungen nach (dreht sich im Kreis).


Aus diesem Grund arbeite ich in Coachings u.a. mit den Grundgedanken der Achtsamkeit.

Die „vier Grundgedanken der Achtsamkeit“ sind nach dem Satipatthana Sutta (die Grundlagen der Achtsamkeit)

  1. die Achtsamkeit auf den Körper

  2. die Achtsamkeit auf die Gefühle/Empfindungen 

  3. die Achtsamkeit auf den Geist 

  4. die Achtsamkeit auf die Geistesobjekte 


Ich verbinde optional Coaching mit der Craniosacralen Behandlung und kann eine besondere Tiefe und Effektivität in der Arbeit mit Klienten bieten.



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2 Comments

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Guest
Oct 20
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👌

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Guest
Oct 20
Rated 5 out of 5 stars.

Ich werde jetzt Entscheidungen treffen, danke für den Impuls

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