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Selbstsabotage ist ein quälender Zustand

Autorenbild: Veronika BarczakVeronika Barczak

Aktualisiert: 22. Okt. 2024

(nach Roland Kopp-Wichmann)


Man kann ihn so definieren: Selbst-Sabotage ist, wenn wir sagen, dass wir etwas wollen und dann sicherstellen, dass es nicht passiert. Klingt verrückt! Warum sollten wir das tun?


In welchen Bereichen gibt es Selbstsabotage?

Die Möglichkeiten, es sich schlecht gehen zu lassen, indem man das gewünschte Ziel vermasselt, sind zahlreich.


  • Über den Körper

    Nicht gut für sich sorgen, Übergewicht, Selbstverletzungen, vermeidbare Krankheiten oder Unfälle, riskante Sportarten, Frust und Stress mit Essen regulieren.

  • Im Beruf

    Unter seinen Möglichkeiten bleiben, nicht für sich einstehen, zu wenig Nein sagen, sich für andere aufopfern, kein angemessenes Gehalt fordern, Angst vor Erfolg, vor Missbilligung und Kritik, sich dauernd vergleichen, vor allem nach oben.

  • In finanziellen Dingen

    Zu hohe Schulden, zu viele impulsive Ausgaben, riskante Geldanlagen, sich unter Wert verkaufen.

  • In Beziehungen

    Aus Angst niemanden kennenlernen, den falschen Partner wählen, zu lange in einer schlechten Partnerschaft bleiben, respektloses oder gewaltsames Verhalten ertragen. Kämpfe anfangen, die man nicht gewinnen kann. Sich unzulänglich und weniger wert fühlen als andere. Unangemessene Schuld- und Selbstvorwürfe. Häufige Schamgefühle.

  • Im Alltag

    Vermeidbare Fehler machen, Konsequenzen des eigenen Handelns nicht bedenken, naiv oder zu vertrauensselig sein, sich als Opfer fühlen und darstellen. Im Selbstmitleid ertrinken. Angst vor dem Scheitern. Geringe Frustrationstoleranz. Innerlich oft in der Vergangenheit oder der Zukunft leben.


Wo zeigt sich Selbstsabotage im Leben?


Selbstsabotage kann sich darin zeigen, dass jemand zwar unzufrieden ist aber nichts an seiner Situation ändert. Entweder weil er zu bequem ist oder innerlich nicht  davon überzeugt ist, über die Fähigkeiten zu verfügen, um sein Ziel auch wirklich zu erreichen. Manchmal sind es auch diffuse Schuldgefühle, die einen daran hindern, erfolgreich zu werden.


Wenn wir unser Verhalten ändern wollen, müssen wir erst ziemlich genau erforschen, was genau in uns abläuft, kurz bevor wir das unerwünschte Verhalten zeigen. 


Dabei hilft es wenig, nur nachzudenken. Hilfreicher ist es, mittels Achtsamkeit genau zu verfolgen, welche Gedanken, welche Bilder und Vorstellungen in einem ablaufen. Denn hier zeigen sich jene unbewusste Stolpersteine, die unser Verhalten steuern.


Wie wir mit Selbstsabotage unseren Erfolg oder unser Glück verhindern.


Selbstsabotage ist kein einmaliger Akt, sondern ein Prozess. Ein komplexer, tragischer Prozess, der Menschen gegen ihre eigenen Ziele und Impulse handeln lässt. Obwohl wir alle Fehler machen, versucht ein echter Selbst-Saboteur manchmal, diese Fehler zu beheben, indem er sie mit immer schlechteren Entscheidungen auszugleichen sucht.

Süchtige zum Beispiel präsentieren eine Parade von Ausreden und wahnhaftem Denken und vermeiden gleichzeitig die schmerzhaften, entschlossenen Massnahmen, die notwendig sind, um ihr Leben in Ordnung zu bringen. Allzu oft hören wir Geschichten von talentierten Menschen, die trotz ihrer grossen Begabung mit Drogen und Alkohol dafür gesorgt haben, dass ihr Potenzial verschleudert wurde. Glücksspieler versuchen manchmal durch einen letzten aberwitzigen Wetteinsatz alle vorherigen Verluste wettzumachen – meist geht der Versuch in die Hose.


Die Frage bleibt: Warum tun Menschen das?

Warum entscheidet man sich, dann wenn es darauf ankommt, für die schlechtere Verhaltensvariante? Rational betrachtet ist es Unsinn. Doch emotional betrachtet machen viele „unsinnige“ Verhaltensweisen einen Sinn, wenn man den unbewussten Konflikt, der dahinter liegt, identifizieren kann.


Fast immer liegt der Ursprung des Konflikts in der Vergangenheit, genauer gesagt, in Kindheit und Jugend. Denn dort in der Herkunftsfamilie haben wir jeden Tag mit den Eltern und Geschwistern gelernt, wer wir sind, wie wir sind, worauf es ankommt im Leben und wie wir mit anderen Menschen zurecht kommen. Das heisst, wir haben Strategien ausprobiert und jene behalten und verfeinert, die sich in diesem Umfeld am besten bewährt haben.

Menschen, die sich selbst sabotieren, haben oft viele negative Botschaften gehört oder erlebt:

  • Dauernde Kritik und selten Anerkennung oder Lob.

  • Was immer man getan hat, war nie gut genug.

  • Sie hörten oft: „Du bist genau wie dein Vater / Mutter“, was aber nicht positiv gemeint war.

  • Man hörte Zuschreibungen wie „Du bist ungeschickt“, „Du sprichst so komisch“ oder was auch immer.

  • Sie fühlten sich meist irgendeiner Weise ignoriert, übergangen, unwichtig, nicht zugehörig.

  • Sie durften nie eine andere Meinung als die der Eltern haben.


Was bewirken Schuldzuweisungen?

Schuld im rechtlichen Sinn wird nach dem BGH in Strafsachen folgendermassen definiert: „Schuld ist Vorwerfbarkeit. Man wirft dem Täter vor, dass er sich für das Unrecht entschieden hat, obwohl er sich für Recht entscheiden hätte können.“


Mit Schuldvorwürfen sollen wir also dazu gebracht werden, uns in ein System einzufügen und dessen Regeln zu befolgen. Schuldzuschreibungen schaffen das auch fast immer, weil sie Scham auslösen. Das Kind erlebt, dass sein Verhalten kritisiert wird oder anderen Leid zufügt. Aber auch jeder Erwachsene kennt das nagende Gefühl im Magen, das uns signalisiert, dass wir etwas falsch gemacht haben.

Schuld enthält also zwei Botschaften:

  • „Sei nicht so, wie du bist!“

  • „Mach’s wieder gut!


Wer Schuldgefühle von früher verinnerlicht hat, kann schon bei harmlosen Situationen von enormen Schuldgefühlen gepackt werden (zu spät kommen, etwas vergessen, einen Fehler machen). 

Immer gehen Schuldgefühle und die dazu gehörigen Gedanken einher mit der Angst vor Liebesverlust oder dem Ausschluss aus einer Gruppe. Auch wenn viele solcher Schuldgefühle unangemessen sind, können wir uns oft schlecht von ihnen distanzieren. Stattdessen untergraben sie unser Selbstwertgefühl und dämpfen das emotionale Wohlbefinden.


Diese theoretischen Überlegungen helfen natürlich überhaupt nicht. 

Veränderung geschieht nicht durch Einsicht. Sondern, wenn überhaupt, durch ein emotionales Verstehen, in welches Konfliktgeschehen man innerlich verstrickt ist.


Im praktischen Leben denken Kinder in den ersten zehn Jahren überwiegend magisch. Sie suchen nach einer Erklärung, warum die Mutter oft so genervt ist. Und wollen ihr das  Leben erleichtern. Sie fangen an, etwas wiedergutzumachen, wofür sie eigentlich nichts können.

Der bekannte Familientherapeut Bert Hellinger hat diese seelische Grunddynamik genannt: „Lieber ich als du!“ Es ist besser, wenn es mir schlecht geht als Dir. Das Kind, das sich ja in dieser Lebensspanne nicht ablösen und auch nicht distanzieren mit „Mutter, hör auf zu nerven!“ aber auch die Mutter nicht verlassen kann, erlebt täglich ihr Unglück mit – und sucht einen Weg. Eine Strategie, was es tun kann.

Und wenn es sich schuldig fühlt, liegt es nahe, diese Schuld ausgleichen zu wollen:

  • Durch Bravsein

  • Durch besonders gute Schulleistungen

  • Durch frühe Mithilfe im Haushalt

  • Durch Aufpassen auf die Geschwister.


    Also durch Verhalten, das der Mutter gefällt, sie entlastet oder aufheitert.

 

Wie kann man mit der Selbstsabotage aufhören?

Mit Achtsamkeit und Visualisierungen innere Glaubenssysteme langsam verändern.

Das geht so:

  • Sie setzen sich hin und stellen sich vor, wie es wäre, das zu haben, was Sie wollen oder Ihr Ziel zu erreichen.

  • Stellen Sie sich jeden Schritt vor. Wenn Sie das tun, schreiben Sie alle negativen Gefühle, seltsamen Ängste oder zufälligen Gedanken auf, die auftauchen.

  • Der Schlüssel zu Ihrer Selbst-Sabotage liegt in diesen Ängsten und Gedanken.

    Sich dem zu stellen, was Sie zurückhält und Sie zur Selbst-Sabotage zwingt, wird nicht einfach sein.

  • Stellen Sie sich dann vor, dass Sie das haben, was Sie wollen oder Ihr Ziel erreichen.

    An Ihren Gefühlen und Gedanken können Sie bemerken, welche Widerstände sich noch zeigen.


Das wird vielleicht am Anfang nicht gleich klappen aber durch zahlreiche Wiederholungen dieses mentalen Trainings bilden Sie neue neurologische Bahnen in Ihrem Gehirn.


Wie kann, was das über viele Jahre zurückliegt, heute noch das Verhalten bestimmen?


„Strategien, die wir in früheren Jahren gelernt haben, um schwierige Erfahrungen und Erlebnisse zu bewältigen, sind in unser Gehirn quasi eingebrannt. Es sind sechsspurige Autobahnen im Gehirn, die wie ein Autopilot wirken. Auch wenn wir andere Erfahrungen machen, bleiben traumatische Erfahrungen lange prägend. Wer im Krieg gehungert und Haus und Hof verloren hat, zeigt oft auch im späteren Leben noch Verhaltensweisen, die damit in Zusammenhang stehen.


Und worin besteht jetzt die Wiedergutmachung heute?

„Indem wir in bestimmten Situationen unsere Ziele sabotieren. Also nicht bei uns bleiben, sondern uns in die Lage anderer versetzen und uns dadurch blockieren. Also zusammengefasst, indem wir dafür sorgen, dass es uns nicht besser geht als

anderen.

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